Der Tag neigt sich träge seinem Ende ...
Samtene Nebelschwaden ziehen herauf. Verstecken dieses eisene Gerüst vor der Welt. Wie kalte Ranken schlingen sie sich vom eisigen Wasser empor und bedecken es mit ihrem weißen Saum. Es exestiert eine grausame Leere in dieser weichen Berührung der Welt. Leere ...
Wie beschreibt man etwas das nicht vorhanden ist?
Es gibt Momente in denen einem nichts füllt außer Leere. Man spürt sie seinen Körper hinauf wandern, sowie dieser Nebel an dieser Brücke hinauf steigt. Von den Zehen bis hoch in den Magen - noch etwas höher und sich dann tief in der Brust verankert.
Die eigene Haut fühlt sich taub an. Ja man fühlt sich taub - leer. Kein Schmerz dringt einem ins Herz und auch sonst scheint nichts - absolut nichts einen durchdringen zu können. Man schließt die Augen um die Geräusche der Stimmen um sich herum besser fassen zu können. All die Stimmen, all der Lärm. Nicht einmal das Rauschen der Wellen unter einem erreicht einen. Auch nicht das Pfeifen des Windes ...
Nicht auf der Haut - nicht in den Ohren und gar nicht erst im Inneren nimmt man es wahr. Leere ...
Wieviel Wesen sich wohl einst schon einmal wünschen nichts mehr - absolut nichts mehr zu spüren? Wieviele es wohl jetzt in diesem Moment - genau in diesem Augenblick tun? Und wieviele - wie viele von ihnen mich wohl beneiden würden um jenes Gefühl - um jenes 'Nicht-Gefühl' - welches sich immer wieder in mir regt und sich immer wieder in mir ausbreitet?
Doch es ist nicht so angenehm, nicht so leicht - nichts erhabendes, diese Leere, dieses nichts spüren, nichts empfinden. Es ist grausam. Es ist quälend. Es ist nichts.
Als löse man sich auf. Als schwebe man zwischen dem was ist und dem was sein wird - zwischen dieser Welt und der nächsten, doch ohne die eine verlassen zu können und ohne die andere betreten zu dürfen.
Man fühlt nichts außer - Taubheit und selbst jene versteckt sich hinter einem Schleier von Nichts. Keine Träne, obwohl man sich so sehr nach ihnen sehnt. Kein Schrei, obwohl dieser Druck einen von innen zerreißt. Einfach nichts - absolut nichts - Leere ...
Bis zu dem Moment in dem man das erste Mal zu schlägt. Dem Moment in dem man selbst getroffen wird. Dem Moment in dem man hunderte von Kilometer hinter sich gebracht hat und seinen eigenen Marathon gelaufen ist. Das Adrenalin das Herz so zum Rasen bringt, das dieser Muskel in tausend Stücke bersten müsste und einem der Atem scharf in den Lungen brennt und jede wirklich jede Faser im eigenen Körper bis zum zerreissen gespannt ist.
Heute war wieder einer jener Tage. Einer jener Tage an denen ich bereits beim aufwachen mir wünschte ich hätte meine Augen nie geöffnet. Denn da war es - dieses Gefühl von nichts - diese niedereißende Erkenntniss von Einsamkeit und das erste was ich tat nach dem ich wie eine Marionette, die ihre eigenen Bewegungen nicht kontrolliert, aus dem Bett - einem fremden Bett in irgendeinem Hotelzimmer - erhoben habe, war meine Faust gegen die Wand zu rammen. Den restlichen Tag habe ich in irgendeinen anonymen Fitnesstudio damit verbracht meinen Körper zu schinden nur um ihn danach durch die halbe Stadt zu jagen - eine Stadt von der ich nicht einmal wusste, was ich nur wieder hier machte.
Und nun bin ich hier, während die Sonne unter geht ...
Weiter kann ich im Moment auch nicht mehr, selbst mein Körper ist irgendwann am Ende - doch ich spüre ihn! Spüre ihn all zu deutlich, während ich hier am Rand der Brüstung liege und meine Füße frei in der Luft baumeln und nach atmen ringen - doch ich lächele.