Meine Wohnung, wenn man dieses kleine Loch überhaupt so nennen konnte, habe ich nie gemocht. Sie war nie ein zu Hause für mich denn 'zu Hause' konnte ich schon seid Jahrhunderten nichts mehr nennen.
Sie war nicht schlecht Eingerichtet, oh nein, aber sie war auch nicht groß. Die Möblierung war okay. Es war viel Leder. Ich stand auf Leder. Aber sie war klein und einengend. Doch sie musste so sein. Denn je kleiner eine Wohnung ist, desto weniger Platz nimmt sie von der gesammten Erde ein. Und desto schwerer ist sie zu finden. Meine Rede und deshalb diese kleine Wohnung.
Doch als ich heute den Schlüssel ins Schloss stecke und aufschließe hat sich dieser Vorsatz in Luft aufgelöst. Denn - hier war jemand. Es war jemand in meiner Wohnung. Einer Wohnung die niemand kennen sollte denn in dieser wollte ich vor der magischen Welt abgeschottet sein. Doch so war das nicht. Mein Rückzugsort ist weg. Verschwunden. Gefunden und ausgeliefert. Ich ging mit großen kräftigen und doch leisen Schritten, die deutlich zeigten das ich kein Mensch bin, den Flur entlang. Diese Wohnung riecht normal nach mir. Sie sollte auch nur nach mir riechen und sich auch nur nach mir anfühlen. Keine anderen Emotionen und Gefühle sollten diese 4 Wände beschmutzen. Diese Wohnung war perfekt gewesen. Nun war sie zerstört! Einfach so, von einem Moment auf den Anderen. Es würde lange brauchen damit ich wieder eine geeignete Wohnung finden konnte. Verdammt.
Ich geh den Flur entlang ins Wohnzimmer wo ich den Eindringling spüre. Und als ich um die Ecke in das Zimmer biege sehe ich einen großen Mann. Lange blonde Haare, breite Schultern und er dreht sich zu mir um. Seine blauen Augen sind leer und er sprüt verzweiflung aus. Meine Miene verfinstert sich immer mehr. Besonders bei seinen nächsten, hoffnungsvoll gehauchten Worten. "Erlöser ... ich habe Euch gefunden ... entlich ... ich bitte euch ..." Trotz seiner scheinbaren Stärke stolpert er mir verletzlich entgegen. Und ich weiche aus. Mache einen großen Bogen um ihn und seine Augen weiten sich vor Unglauben. "Erlöser ....", sagt der gefallene Engel erneut. "Ich bin nicht der Erlöser", sagte ich mit einer Stimme purer Abweisung. Der Engel heult auf. "Aber natürlich seid ihr das!" Er hetzt mir hinterher doch ich weiche ihm immer aus. Dann fällt er vor mir auf die Knie. "Bitte ..." Seine Worte waren kaum noch hörbar. Sie waren erstickt, verzweifelt. "Ich will nicht ins Nirvana ... nicht in die Hölle. Erlöst mich .. bitte .... bitte." Die stimme des blonden Engels - leise, sanft und doch so traurig. "Ich kann es nicht! Ich werde es nicht." Ich weiche zurück bis an die Wand. Meine Wohnung! Ein Engel in meiner Wohnung. Scheiße, da sich mehr als falsch. Das ist verdammt nochmal beschissen. Und er fleht mich weiter an und meine kalte abweisende Miene wird langsam zu einer angewiederten Maske. Er bettelt immer weiter ... immer weiter. "Ich mach das nicht mehr!" Meine laute Stimme unterbricht ihn. Sie klingt kalt wie eis. Der Engel richtete sich auf und ... er fässt mich an. Zerrt an meinem Kragen der Jacke. Ich versuche ihn abzuschütteln doch er lässt es nicht zu. Zurück weichen kann ich auch nicht, die Wand hindert mich daran. Schließlich lege ich, völlig in Rage eine Hand auf seine Stirn. Und um sie herrum fängt es rot an zu glühen ... nicht blau ... rot ... nicht blau. .. nicht der Himmel - Der Engel schreit auf und diesmal vor Schmerz. Das letzte was ich sehe sind seine Augen in denen die Schrecken des Verrates stehen. Ich habe ihn nicht in den Himmel geschickt. Ich habe ihn nicht erlöst. Ich habe ihn verdammt! Auf ewig in der Hölle zu schmoren. So etwas hatte ich noch nie getan! Ja, ich hatte getötet. Aber dies hier war schlimmer - Ewige Verdammnis in der Hölle ... das wünscht man sich keinem. Auch nicht seinem schlimmsten Feind.
Ohne noch einmal meine Wohnung anzuschauen löse ich mich in Rauch und Schatten auf ... als würde ich jemals davonlaufen können ... ich selber war auch verdammt - Auf Ewig!